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Castrol-Rallye, Judenburg

Ausflug in den Suzuki Cup


Nach meinem zweiten gröberen Abflug innerhalb von nur zwei Monaten, einmal beim Testen und dann bei der Bosch-Rallye in Pinggau, konnten wir die finanziellen Mittel nicht mehr aufbringen, um den Seat bis zur Castrol-Rallye wieder flott zu bekommen.

Trotzdem wollte ich nach Möglichkeit bei der Rallye dabei sein und wenigstens in einem Vorausauto starten. Der MSC-Wolfsberg unter der Leitung von Gerhard Leeb, ohne dessen Mithilfe wir auch in Pinggau nicht hätten starten können, organisierte daraufhin einen Fahrerplatz in einem von Pro7 gesponsorten Suzuki Ignis von Zellhofer Motorsport. Hintergrund war ein Beifahrercasting, das in Fohnsdorf stattfand, und dessen Gewinner in einem Vorausauto und einem Bewerbsfahrzeug bei der Castrol-Rallye an den Start gehen sollten. Ursprünglich sollte Markus Leeb das Bewerbsfahrzeug steuern, er konnte jedoch einen Mitsubishi EVO VII von Gassner Motorsport organisieren und so erbte ich nach Empfehlung von Gerhard Leeb den frei gewordenen Fahrerplatz in Zellhofers Ignis.

Etwas Besseres konnte mir da gar nicht passieren. Leider musste ich jedoch auf meinen Stamm-Co verzichten, was zweifellos eine große Umstellung bedeuten würde, schließlich haben wir uns diesen Sport in den letzten eineinhalb Jahren von Grund auf selbst beigebracht, und jeder von uns kennt sein Gegenüber ganz genau und merkt sofort wenn der andere gut oder schlecht drauf ist. Der Wolfi macht seinen Job als Fahrerpsychiater nämlich ganz gut!
Jedenfalls war ich gespannt, wen ich da zugeteilt bekommen würde.

Am Samstag vor der Rallye war dann das erste Mal Besichtigen angesagt. Meine Co-Pilotin, Marlies Enzinger aus Maria Buch bei Judenburg, hinterließ von Beginn an einen guten Eindruck. Natürlich musste ich ihr erst einige Eigenheiten meines Aufschriebs erklären, denn jeder Fahrer hat seinen individuellen Stil. Grundkenntnisse waren allerdings bereits von Beginn an vorhanden, und so lief das Testen eh recht gut. Am Mittwoch der Rallye-Woche vervollständigten wir dann den Aufschrieb und fuhren einige Kontrollrunden, die ganz hervorragend verliefen.

Am Donnerstag stand das Shakedown am Programm. Diese Testsonderprüfung dient normalerweise dazu, das Fahrzeug auf die Besonderheiten der Strecke abzustimmen. In unserem Suzuki Ignis nahmen Moderatoren von Pro7 Platz, die, nachdem wir ihnen die Strecke und das Fahrzeugs nähergebracht hatten, einige Runden am Rundkurs Fohnsdorf abspulten und so Filmmaterial für einen Bericht am darauffolgenden Sonntagabend sammeln konnten. Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich auch hier bereits tausende Zuschauer am Streckenrand ein.

Am Freitagnachmittag übernahmen dann wieder wir das Steuer. Eröffnet wurde die Rallye mit dem Rundkurs Pöls, einer traumhaften Strecke mit hohem Schotteranteil. Meine Co-Pilotin kam von Beginn an mit dem Lesen des Aufschriebs hervorragend zurecht, lediglich nach der zweiten Runde kam es zu einer Verkettung unglücklicher Umstände: ich war mir plötzlich nicht mehr sicher ob wir jetzt zu einer weiteren Runde abbiegen, oder bereits die Ausfahrt nehmen mussten. Kurz davor geriet meine Beifahrerin in Troubles mit dem Schrieb und in der allgemeinen Verwirrung in unserem Cockpit entschied ich mich die Ausfahrt zu nehmen. Als dann die Gesamtbestzeit neben unserer Startnummer 82 auf die Zeitentafel geschrieben wurde, stieg in mir der leise Verdacht auf, doch eine Runde zu wenig gefahren zu sein!! Naja, das passiert auch den Besten. Die Strafe ließ nicht lange auf sich warten: die schlechteste reguläre Zeit und eine Minute Strafzeit dazu, bedeutete erst einmal den letzten Platz.

Mit diesem gewaltigen Rückstand starteten wir zu SP2, Möderbrugg, einer relativ kurzen Prüfung, an der wir eine ganz gute Zeit im Mittelfeld des Suzuki-Cups erreichten. Mittlerweile hatte es stark zu regnen begonnen. Wir waren mit Slicks in diese erste Sektion gestartet und dementsprechend machte uns das Wetter zu schaffen. SP3 war die schwierigste der gesamten Rallye, Oberzeiring. Diese Prüfung führte über knapp 14 km, mit engen bergauf - Passagen und einem langen Schotterstück, das jedoch schon eher einem Forstweg als einer befestigten Straße glich. Als wir in diese SP starteten, ging der Regen in einen richtigen Wolkenbruch über, vor uns gab es bereits einige Abflüge. Zwei Fahrzeuge im Graben und ein Subaru, Mitte Straße am Dach liegend, bremsten mich doch einigermaßen ein. Heftiges Aquaplaning am Asphalt und eine Schotterstraße, die sich in eine Schlammpiste verwandelt hatte, ließ keine vernünftigen Zeiten mehr zu. Ich konnte mir jetzt natürlich keinen Abflug mehr leisten und trug den Ignis förmlich über diese SP.

Gott sei Dank war jetzt endlich das erste Service angesagt, wobei auch die Verbindungsetappe mit den Slicks gar nicht so ungefährlich war!

Der Regen ließ zwar langsam nach, trotzdem montierten wir Sommerreifen. Die ersten drei Prüfungen wurden nun ein zweites Mal absolviert. Diesmal schafften wir es, drei Runden am Rundkurs zu fahren! Ein Reifenschaden auf SP6 kostete mich dann wieder einiges an Nerven! Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt ohne zumindest einen Reifenschaden eine Rallye beendet habe!?

Die letzte SP des Tages, der Rundkurs durch die Innenstadt von Judenburg, war wohl die absolut geilste Prüfung die ich je gefahren bin! Trotz des wieder stärker werdenden Regens standen massenhaft Zuschauer hinter den Absperrungen und feuerten auch die Starter mit höheren Startnummern noch lautstark an. Die zahlreichen engen Ecken konnten auch mit einem Frontriebler quer genommen werden, was zwar einige Zeit kostet, aber bei dieser SP stand definitv die Gaudi am Fahren im Vordergrund!
Nach dem ersten Tag hatten wir uns wenigstens auf Rang 59 von 70 im Rennen Verblienenen vorgearbeitet. Die Marlies hatte ihren Job auch hervorragend gemacht und ich erhoffte mir somit vom Samstag eine weitere Steigerung.

Der zweite Tag hatte es richtig in sich: 9 Prüfungen, alle mehrfach befahren, davon eine mit einer Länge von knapp 22km, verlangten einem alles ab. Zusätzlich erschwerte die Wetterlage das Ganze doch erheblich. Meine Reifenwahl war prinzipiell immer die falsche. Ein Wolkenbruch während SP 13 führte ab ca. 50km/h zu Aquaplaning, ich fuhr wie der erste Mensch der je ein Auto steuert ins Ziel, um nur ja keinen Kratzer an meinem Leihauto zu verursachen.

Wir lieferten uns über den gesamten zweiten Tag ein Duell mit einem Klagenfurter Team in einem Peugeot 106, welches durch die Wetterlage entschieden wurde. Wir hatten nämlich nach dem Reifenschaden nur noch Slicks zur Verfügung, die Klagenfurter nach einigen Ausritten nur noch Regenreifen. Unsere Zeitabstände waren dementsprechend riesig, auf trockenen Prüfungen waren wir rund eine Minute schneller, im Regen verloren wir die Zeit aber sofort wieder. Dieser Zweikampf machte die Rallye richtig interessant, denn die Entscheidung fiel erst auf der letzten SP und im Gesamtergebnis hatten wir schlussendlich nur 10 Sekunden Rückstand!

Wir beendeten die Rallye auf Rang 48, was zwar nicht gerade ein überwältigendes Ergebnis war, aber diesmal ging's nur ums Dabeisein. Ganz ohne Kratzer verlief das Rennen dann übrigens doch nicht: Auf der letzten SP arbeitete ich einen Strohballen auf und beschädigte dabei die hintere Stoßstange. Meine Copilotin war von ihrem ersten Renneinsatz richtig begeistert und möchte in Zukunft mehrere Rallyes bestreiten.

Bedanken möchte ich mich noch bei allen die diesen Einsatz ermöglicht haben, besonders dem MSC-Wolfsberg und Zellhofer-Motorsport.

Unser Comeback mit dem Ibiza wird voraussichtlich Ende September in Admont bei der Steiermarkrallye stattfinden. Bis dahin gibt's allerdings noch viel Arbeit, aber mittlerweile bin ich wieder voll motiviert und freue mich darauf bereits zum dritten Mal bei dieser Veranstaltung starten zu können.

Günther Jörl

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