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Bosch-Rallye, Pinggau 2006

Ein Wochenende zum Vergessen


Aufgrund unserer unerwartet guten Platzierung nach drei Rennen in der Dieselwertung, beschlossen wir alle unsere noch zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zusammenzukratzen, und in Pinggau bei der Bosch-Rallye an den Start zu gehen. Unterstützung erhielten wir dabei vom MSC Wolfsberg, der für uns das halbe Nenngeld übernahm, vielen Dank an dieser Stelle!

Bereits beim Besichtigen am Wochenende vor dem Rennen war ich von der Streckencharakteristik nicht sehr begeistert. Lange Geraden und breite Straßen bedeuteten eine absolute Hochgeschwindigkeitsrallye was mir nicht wirklich liegt. Außerdem gab es einige wirklich gefährliche Stellen, an denen ein Reifenschaden oder ein Bremsdefekt gravierende Folgen haben kann. Gleichzeitig war ich dadurch aber sehr konzentriert und konnte mir den Streckenverlauf gut einprägen. Am Mittwoch vor der Rallye wurde das Training fortgesetzt. Wir erstellten für alle Prüfungen den Aufschrieb und es stellte sich heraus, dass einem wirklich keine SP eine Verschnaufpause gönnen würde, vollste Konzentration über die gesamte Rallye würde unbedingt nötig sein, um gute Zeiten zu fahren.

Da die Konkurrenz diesmal sehr stark einzuschätzen war, lautete unser Ziel diesmal lediglich bei den "Seriendieseln" vorne dabei zu sein, also den 5. oder 6. Rang, direkt hinter den Kit-Cars, dem Erdgas-Golf von Hannes Danzinger und dem Fiat Stilo von Michael Böhm zu belegen. Entscheidend dabei war auch die weitere Wetterentwicklung. Bis zum Wochenende gab es keine klare Vorhersage, die Regenwahrscheinlichkeit war jedoch sehr groß.

Am Freitagabend wurde die erste Sonderprüfung gestartet, Pinggau - Mönichkirchen. Diese SP wurde gleich zwei Mal hintereinander gefahren. Wie befürchtet wurde im Regen gestartet, obwohl wir bereits fast zwei Jahre die ÖRM bestreiten, war ein Regenrennen etwas Neues für uns. Wir starteten also mit Regenreifen und begannen die Rallye sehr vorsichtig und zurückhaltend. Trotzdem erreichten wir eine ganz gute Zeit, Rang 6 bei den Dieseln, aber mit sehr geringem Zeitabstand zur Konkurrenz.
SP2 verlief noch besser, wir konnten uns einen Rang verbessern und ein Golf IV Kit-Car überholen. Eigentlich wollte ich mich aber mit Martin Fischerlehner im Skoda Fabia messen. Der ließ es aber richtig krachen und riskierte bereits auf dieser zweiten SP geschnittene Slicks und fuhr bei mehr als schmierigen Verhältnissen eine gewaltige Diesel - Bestzeit. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits eine knappe halbe Minute Rückstand!

Die nächste Prüfung führte über 20 km und ich erwartete mir eine weitere Verbesserung. Ich wollte am Freitag noch nicht zu viel riskieren und blieb bei den Regenreifen, was jedoch eindeutig die falsche Wahl war. Die SP machte nämlich unglaublich viel Spaß, ich fuhr voll nach Schrieb, blind über schnelle Kuppen, riskant durch neblige Passagen und durchaus am Limit, aber im Ziel hatten wir unfassbare 45 Sekunden auf die Diesel-Spitze verloren! Das konnte ich mir überhaupt nicht erklären, auch mein Co hatte eigentlich eine gute Zeit erwartet und die Enttäuschung war riesig. Die letzte SP des Tages wurde nach einem Unfall eines Vorausautos neutralisiert.

Der Samstag begann mit SP Greinbach, einer knapp 20 km langen Prüfung mit sehr respekteinflösenden bergab - Passagen. Wir starteten aufgrund des leichten Regens wieder mit Regenreifen. Unsere Zeit war ganz in Ordnung und wir kämpften mit Hubertus Thum im Golf V um Rang 6. Die Diesel - Spitze war mittlerweile uneinholbar davongezogen. Trotzdem begann es mir jetzt wieder zu gefallen. Auf SP 6 konnten wir uns leicht von Thum absetzten, doch das war auch schon der letzte Lichtblick deser Rallye.
Da der Regen nachließ und die Strecke aufzutrocknen begann, montierten wir beim darauffolgenden Service geschnittene Slicks.

Auf SP 7, wiederum Greinbach, hatten wir ca. 5 km vor dem Ziel rechts vorne einen Reifenschaden, wir beschlossen den Reifen erst nach der Prüfung zu wechseln, was jedoch Folgen hatte. Der Reifen zerstörte den Kotflügel und die extremen Vibrationen prellten die Verschraubungen der Motoraufhängung, der Antriebswellen und der Querlenker locker, wir verloren ca. eine Minute. Mit dem Reservereifen absolvierten wir noch SP 8 ehe es endlich zum fälligen Service nach Pinggau ging. Die Mechanikercrew hatte also jede Menge Arbeit, konnte den Ibiza aber wieder perfekt für die folgenden Prüfungen vorbereiten.

Für Sonderprüfung 9, Friedberg, hatten wir neue, ungeschnittene Slicks montiert. Die Strecke war fast vollständig aufgetrocknet und dementsprechend riskierte ich mehr. Die Prüfung gefiel mir ganz gut, doch etwa nach der Hälfte brach in einer eigentlich relativ langsamen Kurve das Heck aus, ich konnte den Dreher nicht mehr abfangen, wir rutschten in einen Graben und landeten am Dach.

Nach dem Testunfall vor der Lavanttal - Rallye bedeutete dieser Fehler das Ende der Hoffnungen doch die ganze Saison starten und um die Meisterschaft kämpfen zu können, die finanzielle Belastung ist nicht mehr tragbar. Der geplante Start in Judenburg muss ebenfalls mit ziemlicher Sicherheit abgesagt werden.

Wann unser nächster Einsatz stattfindet wird erst im Laufe der nächsten Wochen entschieden.

Günther Jörl

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