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IQ-Jännerrallye, Freistadt 2006

Saisonauftakt 2006


Tief verschneit präsentierte sich der Saisonstart 2006 in Freistadt im Mühlviertel den rund 130 Teams, die aus mehreren Nationen zur legendären Jännerrallye angereist waren. Mit von der Partie auch Berühmtheiten wie Rallyelegende Stig Blomquist aus Schweden und Jani Paasonen aus Finnland.

Für mich bedeutete die Jännerrallye endlich die Entlohnung für die mühevolle Vorbereitung unseres Seat Ibiza für den Einsatz in der neuen Saison. Auf einige Regeländerungen musste noch in letzter Minute reagiert werden und erst eine Woche vor dem Rennen entsprach unser Fahrzeug dem Reglement.

Die wegen des starken Schneefalls beschwerliche und fast siebenstündige Anreise nach Tragwein zu unserem Quartier nahmen wir am Montag der Rallyewoche auf uns. Noch während der Fahrt organisierte ich für den zu erwartenden Tiefschnee Pirelli Spikereifen, die uns Rallye-Ass Hermann Gassner aus Bayern, der mehrfache deutsche und österreichische Meister, der schlussendlich hervorragender Gesamtdritter wurde, zur Verfügung stellte. Die Unterkunft bei Fam. Eder, vlg. Pankrazhofer bestand aus einer wunderschönen Ferienwohnung für vier Personen - ein bisschen Luxus muss eben auch sein! Wie im Vorjahr wurden wir herzlich empfangen und erstklassig bewirtet. Wir bekamen einen Garagenplatz zu Verfügung gestellt und als kurzfristig acht Reifen ummontiert werden mussten, wurde auch das von unseren Gastgebern organisiert, vielen Dank der Fam. Eder!

Das Besichtigen der Strecken war nicht gerade einfach. Aufgrund meines knappen Budgets hatte ich relativ alte Winterreifen montiert, was ein großes Hindernis bei langen Bergauf-Passagen war. Letztlich mussten wir großteils mit Schneeketten besichtigen. Nach etlichen Ausrutschern am Montag und Dienstag (einmal mussten wir sogar von einem Traktor geborgen werden!), verlief das Training erst am Mittwoch richtig gut. Das Wetter hatte sich gebessert und auf den Sonderprüfungen hatten sich die Gripverhältnisse so stark zum Positiven entwickelt, dass endlich ohne Ketten besichtigt werden konnte.

Am Donnerstag standen am Vormittag die Dokumenten- und die Technische Abnahme am Programm. Da sich einige Teams nicht an die für sie vorgesehenen Abnahmezeiten hielten wurde es dabei ziemlich stressig. Am Nachmittag bauten wir unseren Serviceplatz am Messegelände in Freistadt auf. Auch unser mittlerweile sehr routinierte Mechaniker Thomas Ragger war inzwischen eingetroffen. Er hatte als einziger die Zeit gefunden uns während der Rallye zu betreuen, was er mit beeindruckender Souveränität meisterte. Die Reifenwechsel wurden in rekordverdächtiger Zeit absolviert, die Tankstops funktionierten perfekt und zur Mittagszeit war für einen kleinen Imbiss und Getränke immer gesorgt. Vielen Dank auch an ihn, wir hoffen er hält uns weiterhin die Treue!

Am Donnerstag Abend wurde dann bereits die erste Sonderprüfung gestartet. Ein Zuschauerrundkurs mit knapp zehn Kilometern Länge, der mit lediglich zwei anspruchsvollen Stellen relativ einfach zu befahren war. Wir montierten erstmals die schmalen Pirelli Spikereifen und nahmen die Strecke in Angriff. Ich wollte auf der ersten SP kein Risiko eingehen und erst ein Gefühl für den Schnee und die neuen Reifen entwickeln, doch gleich nach dem Start folgte die Ernüchterung, die Pirellis waren nicht eingefahren worden und bauten absolut gar keinen Grip auf. Der Bremsweg war enorm, beim Beschleunigen fehlte die Traktion, das Ergebnis war eine 82. Zeit. Ich war natürlich am Boden zerstört, auch bei vorsichtigem Beginn wollte ich deutlich weiter vorne sein. Naja, das war ja erst die erste SP. Gewonnen hat diese übrigens sensationell der 58-jährige Rallyeweltmeister Stig Blomquist!

Sehr motiviert und angriffslustig begannen wir den Freitagvormittag. Die Prüfungen lagen mir sehr und obwohl wir mit breiten, bespikten Serienwinterreifen unterwegs waren, fuhren wir ansprechende Zeiten und konnten uns auf Platz 4 in der Dieselwertung vorarbeiten, was bei 11 Startern und meinem erst zweiten Einsatz mit dem TDi eigentlich ganz gut war. Wir hielten den vierten Rang auch nach einem erschreckenden Dreher im fünften Gang mit ca. 120 km/h, welchen ich gerade noch abfangen konnte, und einem Ausritt bei dem wir ca. eine Minute verloren. Mit nur 15 Sekunden Rückstand auf Rang 3 ging´s zu SP 8. Diese wurde bereits in völliger Dunkelheit gefahren und jetzt nahm das Schicksal seinen Lauf: Wir hatten gegen Ende der SP einen leichten Spannungsabfall zu verzeichnen, was natürlich sofort sehr beunruhigt. Zusätzlich betätigte ich unmittelbar nach dem Ende der Sonderprüfung versehentlich den Notaus-Schalter. Es dauerte einige Zeit bis der Motor wieder lief, was gravierende Folgen haben kann, denn nach einer Sonderprüfung ist der Turbolader derartig heiß, dass schon ein kurzer Ausfall der Ölzufuhr (das Öl übernimmt neben der Schmierung auch die Funktion der Lagerkühlung) einen Turboschaden zur Folge hätte. Der Ibiza sprang glücklicherweise schnell genug wieder an, der Spannungsabfall wuchs sich jedoch zu einem elektronischen Desaster aus. Auf Sonderprüfung 9 fiel die Spannungsanzeige plötzlich ins Bodenlose. Alle System die nur mit 12 Volt funktionieren fielen aus, darunter natürlich auch die Servolenkung. Als Beleuchtung diente nur noch das Abblendlicht, die Armaturenbeleuchtung fiel ebenfalls aus. Ich versuchte uns noch ins Ziel zu retten, konnte aber einen Abflug nach einer engen Kurve nicht mehr verhindern, ohne Servolenkung ist ein schnelles Gegenlenken absolut unmöglich. Erst nach zehn Minuten konnten mich einige hilfsbereite Fans und mein Co aus der Schneewechte befreien. Zum Glück hatten wir einen Klappspaten mit an Board.

Meine Enttäuschung war riesig, ärgerlicher Nebeneffekt war nämlich, dass der Zweitplatzierte einen Ausritt verzeichnete, und der Drittplatzierte am Rundkurs von SP 9 eine Runde zu wenig fuhr, wir hätten somit Rang 2 geerbt.
Interessanterweise lief der Motor des Ibiza trotz kompletten Spannungsabfalls noch immer vollkommen normal, ich konnte keine Erklärung dafür finden. Auf halber Strecke zum Service begannen dann plötzlich alle Systeme wieder zu arbeiten, die Spannungsanzeige zeigte 12 Volt, die Beleuchtung funktionierte wieder normal und die Servolenkung war auch wieder da! Beim Service selbst konnte der Fehler nicht gefunden werden, da jedoch anscheinend alles wieder optimal lief, entschloss ich mich weiterzufahren.
Die Erleichterung hielt jedoch nicht sehr lange an, denn auf SP 10 ging die Spannung erneut in die Knie, die Servolenkung fiel diesmal zwar nicht aus, doch war mir das Risiko zu hoch, dass sie ihren Dienst einmal mitten in einer schnellen Kurve versagen konnte. Nach Prüfung 10 gaben wir mit Verdacht auf Defekt der Lichtmaschine auf.

Es ist nur schwer zu beschreiben wir frustrierend es ist auf diese Weise auszufallen. Die Chance zu haben die Saison mit 10 Punkten zu beginnen und dann wegen eines Elektronikdefekts auszufallen ist sehr enttäuschend. Wir hätten die Möglichkeit gehabt gewaltig aufzuzeigen und damit vielleicht auch unser Budget künftig etwas zu verbessern. Im Motorsport liegen Erfolg und Misserfolg eben sehr dicht aneinander und diesmal fehlte leider das Quentchen Glück. Ich freue mich trotzdem sehr auf unseren nächsten Einsatz in Tschechien bei der Sumava-Rallye Mitte Feber.

Den Samstag verbrachten wir als Zuseher am Streckenrand. Einen souveränen Sieg feierte der amtierende Staatsmeister Raimund Baumschlager vor Achim Mörtl und Hermann Gassner.

Günther Jörl

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