Downloads | Saison 2010 | Promo Video   Endergebnis 2010 | Gästebuch | Impressum | Datenschutzerklärung |
Mogul Sumava-Rallye, Klatovy 2005

Wintercup 2005 - Teil 2


Nach dem unglücklichen Saisonauftakt bei der Jännerrallye in Freistadt stand nun der zweite Teil des Wintercup 2005, die Mogul Sumava Rallye in Klatovy, Tschechien, am Programm. Im tief verschneiten Gebiet nördlich des Böhmerwaldes wurden 220 Sonderprüfungskilometer in Angriff genommen. Trotz des aussichtslosen letzten Ranges in der Wintercup-Wertung entschlossen wir uns, die Rallye zu bestreiten, vor allem um Erfahrung auf Schnee und Eis zu sammeln.

Am Montag vor dem Rennen bezogen wir nach sechsstündiger Anreise unser Quartier in Klatovy. Meine Befürchtungen, eine ostblock-mäßige Unterkunft zu bekommen, lösten sich beim Anblick des neu und sauber eingerichteten Zimmers sofort in Wohlgefallen auf. Am Abend besichtigten wir den Hauptplatz und besuchten ein Restaurant in der Innenstadt, wo wir kulinarische Genüsse, der ebenfalls unerwartet guten Küche genießen durften. Am Dienstag holten wir uns bereits früh am Morgen das Road-Book und begannen mit dem Besichtigen der Sonderprüfungen. Den durchwegs verschneiten Straßen mussten viele Teams, darunter auch wir, des Öfteren Tribut zollen, indem der Beifahrer den übermotivierten Fahrer unter heftigem Fluchen aus der das Besichtigungsauto umgebenden Schneewechte befreien musste! Nach ca. 20 Ausritten (noch eine vorsichtige Schätzung!) beschloss ich meinen Co-Piloten nicht weiter zu reizen und konzentrierte mich darauf auf der Straße zu bleiben. Mittwoch und Donnerstagvormittag verliefen ähnlich, mit Besichtigungs- und Kontrollfahrten auf den teils weit voneinander entfernten Sonderprüfungen. Am Donnerstagnachmittag ging es wieder einmal zur technischen Abnahme, welcher ich inzwischen recht gelassen entgegensah, doch diesmal wurde sehr genau kontrolliert und defekte Auslöser des Not-Aus-Schalters und der Löschanlage festgestellt. Nach drei Stunden Arbeit wurden wir schließlich doch noch zum Start zugelassen.

Am Freitag, um 12.30 Uhr rollten wir über die Startrampe in Klatovy und fuhren zur ersten SP. Ich ging ohne Erwartungen in dieses Rennen, wollte mich langsam an die Spikes gewöhnen und vor der Lavanttal-Rallye nichts mehr am Auto zerstören. Dementsprechend langsam fiel die erste Zeit auf der mit 4,54 km recht kurzen SP aus. Die zweite Prüfung war ein Rundkurs nahe Klatovy, der auf salznasser Fahrbahn stattfand. Ich ließ in der eigens aufgebauten Reifenwechselzone die Regenreifen montieren und fuhr eine recht ansprechende Zeit, auch aus dem Umstand resultierend, dass einige meiner direkten Konkurrenten mit Winterreifen unterwegs waren. Fünf weitere Prüfungen wurden an diesem ersten Tag noch gefahren, vier davon auf Schnee und Eis. Obwohl ich noch immer mit einiger Zurückhaltung fuhr, wurden die erzielten Zeiten immer besser, das Gefühl für die Spikes und die vor allem gegen Abend hin immer rutschiger werdenden Bedingungen wurde immer besser. Den Rundkurs bestritten wir an diesem Tag noch ein zweites Mal, wobei rechts vorne ein Teil des inneren Bremsbelages absplitterte. Die Folgen waren gravierend, wir mussten während zwei SP's Stahl auf Stahl bremsen. Glücklicherweise stand danach das 45-minütige Service am Programm, welches uns das Beheben des Defektes ermöglichte. Die völlig zerstörte Bremsscheibe hätte ihren Dienst nicht mehr lange getan. Am Ende der ersten Etappe hatten wir einen recht sicheren zweiten Platz hinter einem technisch weit überlegenen Skoda Fabia in der Klasse N1 erreicht. Jetzt packte mich langsam doch der Ehrgeiz, sollte der zweite Rang in der Endabrechnung möglich sein? Eine schlaflose Nacht vor dem zweiten Renntag machte das Vorhaben nicht gerade leichter.

Trotzdem nahm ich mir auch für den zweiten Tag nichts vor und ging ohne mir selbst Druck aufzuerlegen an den Start. Die Prüfungen am zweiten Tag führten großteils über tief verschneite Straßen. Ich versuchte immer noch in jeder Kurve einen gewissen Sicherheitspolster beizubehalten, welcher hin und wieder zur Gänze aufgebraucht wurde und wir nur mit viel Glück auf der Straße blieben. Alles in Allem machte es nun unbeschreiblich viel Spaß auf Schnee und Eis durch den Wald zu brettern. Wir knallten einige gute Zeiten in den Schnee, hielten unseren zweiten Platz und hatten uns sogar einen recht beruhigenden Vorsprung von gut zwei Minuten auf den Drittplatzierten erarbeitet. Trotzdem ging beim letzten Service das Grübeln und Rechnen richtig los: ich musste den Vorsprung über drei letzte, unendlich lange Prüfungen ins Ziel bringen. Konnte noch eine Attacke von hinten erfolgen? Die Gefahr eines Ausritts war bei diesen Verhältnissen allgegenwärtig! Nach 20 Minuten Service ging's zur letzten Sektion, ich nahm noch etwas Gas weg, erweiterte den Sicherheitspolster um ein gutes Stück und hatte trotzdem noch einige haarige Momente zu verzeichnen, welche wir allerdings alle meisterten. Die Attacke von hinten blieb ebenfalls aus, unser Vorsprung war sogar auf knapp vier Minuten gewachsen! Am Ende der letzten Prüfungen fiel endlich der ganze Druck von meinen Schultern, ich hatte mein erstes wirkliches Erfolgserlebnis in der Tasche, Rang 2 in der Klasse N1, 45. Gesamtrang beim ersten Antreten auf Schnee, ich war überglücklich. Wir konnten somit einige routinierte Piloten deutlich hinter uns lassen, und mussten uns nur dem ausgezeichneten Fahrer des Skoda Fabia geschlagen geben.

Auf diesem Wege möchten wir uns für die freundliche Unterstützung unserer Sponsoren und Helfer, die uns dieses Erfolgserlebnis ermöglicht haben, recht herzlich bedanken!

Günther Jörl

© WFR   Rallye-Lexikon | Gebetsbuch |