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IQ-Jännerrallye, Freistadt 2005

Wintercup 2005 - Teil 1


Am 07. und 08.01.2005 wurde die Saison der österreichische Rallye-Staatsmeisterschaft, sowie der tschechische Meisterschaft mit der legendären Jännerrallye, in Freistadt im Mühlviertel, eröffnet. Nach meinem Einstieg in den Rallyesport bei der Steiermark-Rallye 2004 wagte ich mich an dieses anspruchsvolle Rennen, immerhin wurden an diesem Wochenende ca. 850 km zurückgelegt, davon 290 km auf Sonderprüfungen! Im Jahr davor wurde die gesamte Rallye auf Schnee und Eis gefahren, dieses Jahr war die Wettersituation völlig unklar. Wir waren auf so ziemlich alles vorbereitet: Spikes- und Regenreifen, Intermediates und auch Slicks standen zur Verfügung - aufgrund meines recht knapp bemessenen Budgets ließ die Qualität der Bereifung jedoch sehr zu wünschen übrig.

Nachdem wir bereits am 1. Jänner unser Quartier bei Fam. Eder, vlg Pankrazhofer in Tragwein bezogen hatten, begannen wir mit dem Besichtigen der Strecken. Das Road-Book gab uns bereits zu Beginn einige Rätsel auf, wodurch vor allem die Verbindungsetappen zur eigentlichen Herausforderung wurden! Aufgrund der Länge der Sonderprüfungen besichtigten wir die ganze Woche und ich versuchte mir die schwierigsten Stellen einzuprägen. Das Erstellen des Schriebs fiel mir bei unserem zweiten Auftritt in der Rallye-ÖM bereits um einiges leichter, wenn es auch, wie wir beim Rennen merkten, nicht vollkommen fehlerfrei war. Eine weitere Schwierigkeit dabei waren die wechselnden Grip-Verhältnisse auf den Sonderprüfungen. Eis, Schnee, Matsch und teilweise trockener Asphalt verlangten höchste Konzentration.

Am Donnerstagvormittag der Rallye-Woche stand die technische Abnahme am Programm, und wir trafen erstmals auf unsere Konkurrenten. Bekanntschaften wurden gemacht und Erfahrungen ausgetauscht, nur die Hektik wirkte etwas störend. Nach der Abnahme absolvierten wir einige Trainingsfahrten auf der Shakedown-Strecke, welche wir für ausgiebige Reifentests nutzten. Den restlichen Tag verbrachten wir mit letzten Besichtigungsfahrten, doch die Straßenverhältnisse ließen selbst am Abend vor dem Start noch keine Reifenwahl zu.

Freitag ging´s endlich zur Sache - Start um 8 Uhr früh. Da laut letzten Informationen auf der ersten Sektion bis auf wenige vereiste Stellen auf SP3 die gesamte Strecke trocken war, montierten wir Slicks. Schließlich starteten wir in die erste Sonderprüfung! Die Strecke war, durch teilweise extremes Cutten der vorderen Fahrzeuge ziemlich verschmutzt und rutschig. Nach einigen haarigen Momenten die wir nur mit viel Glück meisterten, stellte ich mich auf die schwierigen Bedingungen ein und es begann wieder wirklich Spaß zu machen!! Ein Teilstück dieser Prüfung führte über Schlamm mit tiefen Spurrillen, verursacht durch die zuvor gestarteten Fahrzeuge. Auf schlüpfrigem Untergrund war ich von meinem Können sehr überzeugt und beschloss somit hier einiges an Zeit gutzumachen. Doch etwa in der Mitte dieses Abschnitts wartete eine relativ enge Rechtskurve, welche ich viel zu spät anbremste und zusätzlich von den Spurrillen in die Gegenrichtung gezogen wurde. Die Folge war ein heftiger Aufprall an der Böschung und ein daraus resultierender Überschlag. Wir blieben auf der Fahrerseite liegen. Mein Co gewann schneller die Fassung, betätigte den Not-Aus Schalter und forderte die anwesenden Zuschauer lautstark dazu auf, unseren leicht kaltverformten Löwen wieder auf die Beine zu stellen. Kaum war das erledigt versuchte ich wieder zu starten, was auch gelang. Wir konnten die Sonderprüfung trotz eines Reifenschadens sogar noch beenden und hatten außerdem nur ca. 40 Sekunden verloren! Im Ziel der Prüfung wechselten wir den völlig zerstörten Reifen und konnten erstmals das Ausmaß der Verwüstung erkennen: die Windschutzscheibe war gesprungen, die A-Säulen zu beiden Seiten eingedrückt, die Motorhaube und die Kotflügel zerknittert und die Stoßstange, sowie ein Scheinwerfer arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Trotzdem entschieden wir uns weiterzufahren. Doch das endgültige Aus ließ nicht lange auf sich warten: ein zweiter Reifenschaden auf der Verbindungsetappe bedeutete das Ende für Tag 1.

Der Freitagnachmittag wurde nun dazu verwendet, das Fahrzeug halbwegs zu reparieren. Die Querlenker wurden getauscht, die Karosserie so gut wie möglich ausgebeult und die Stoßstange geklebt. Das Resultat der Reparaturen war überwältigend. Das Serviceteam, bestehend aus Thomas Ragger und Stefan Weißegger, unter kräftiger Mithilfe meines Co-Piloten hatte wahrlich Großes geleistet. Nicht nur technisch war der Peugeot in Ordnung, es war auch Zeit für kosmetische Korrekturen geblieben. Nun war für die Samstag-Wertung doch wieder Optimismus eingekehrt und ich konnte mir wieder über die Reifenwahl für die teilweise noch verschneiten Prüfungen Gedanken und Sorgen machen.

Am nächsten Morgen wurde bereits um 7.30 Uhr gestartet. Wir erreichten die Servicezone kurz vor 7 Uhr, nun sollte ich mich bald für die Reifen entscheiden. Am Abend davor waren vor allem die höher gelegenen Streckenabschnitte völlig vereist gewesen, dennoch wollte ich, wenn irgendwie möglich, auf Spikes verzichten, denn auf trockenem Asphalt würden sie sehr wenig Grip bieten. Mir wurde schließlich geraten mit Regenreifen zu starten, da nur noch vereinzelt mit Schnee zu rechnen war. Wir montierten also Regenreifen, und fuhren zu SP13. Bereits auf der Verbindungsetappe bestätigten sich die Befürchtungen: viel mehr Schnee und vor allem Eis als erwartet! Die erste Prüfung war der Rundkurs "Castrol-Arena". Meine schlimmsten Befürchtungen wurden sogar noch übertroffen, denn sobald die Strecke in den Wald, oder auch nur in einen schattigen Bereich führte, war sie spiegelglatt. Auch auf SP14 waren die Bedingungen extrem schwierig. Hinter jeder Kuppe musste man mit Eis rechnen. Mit Köpfchen fahren und dabei nicht zu viel Zeit verlieren war die Devise. Dazu kam noch, dass diese SP´s danach noch einmal gefahren werden mussten. Nach den knapp 20km dieser Prüfung war ich völlig fertig, tröstete mich jedoch damit, dass die Strecken bei der zweiten Sektion sicher weniger eisig sein würden. Das traf auch zu und wir konnten unsere Zeiten deutlich verbessern.

Nach diesen vier anstrengenden Sonderprüfungen stand ein erstes Service am Programm. Wir hatten nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten mit der Kühlung, doch inzwischen hatten wir Übung im Improvisieren: wir schnitten eine Öffnung in die Motorhaube um mehr Kühlwirkung während der Fahrt zu erzielen und drehten die Heizung auf, um die Hitze ins Fahrzeuginnere zu leiten, was seine Wirkung nicht verfehlte.

Noch vier Sonderprüfungen, diesmal zumeist auf trockenem Asphalt. Die erzielten Zeiten wurden nun immer besser und wir befanden uns in der Klasse N1 im Mittelfeld. Wir lieferten uns mit einem Toyota Starlet bis zur letzten Sonderprüfung ein Sekundenduell. Auf der letzten Sonderprüfung, die mit 28km die längste der Rallye war, liefen wir auf zwei Fahrzeuge auf und kamen sogar noch einem dritten sehr nahe. Die beiden Überholmanöver kosteten sehr viel Zeit und wir mussten uns schließlich um 16 Sekunden geschlagen und mit dem fünften Platz zufrieden geben.

Trotzdem konnten wir schlussendlich ein positives Resümee ziehen. Wir sahen die Ziellinie nach einem Überschlag und konnten mit Platz drei in der Juniorenwertung wichtige Punkte holen. Möglich gemacht wurde dies alles nur durch den Eifer und die Einsatzbereitschaft meines Serviceteams, bei welchem ich mich auf diesem Weg nochmals bedanken möchte.

Günther Jörl

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