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ARBÖ Steiermarkrallye, Admont

Endlich ist es soweit - meine erste Rallye


Nach rund einem Jahr Vorbereitungszeit war es nun endlich soweit - das erste Rennen stand bevor. Mein Rallye-Debüt fand im Raum Admont bei der Steiermark-Rallye statt. Die lange Zeit der Organisation und Sponsorensuche war zu Ende und es ging ans Eingemachte. Bereits Wochen vor der Veranstaltung machte ich mit meinem Beifahrer Wolfgang Haid, der tatsächlich die Nerven hat neben mir Platz zu nehmen, während ich versuche es meinen Idolen gleichzutun, die erste Besichtigung der Strecken vom Vorjahr, was allerdings ziemlich umsonst war, da sich die diesjährige Streckenführung schlussendlich wesentlich von der letzten unterschied.

Am Samstag vor dem Start der Rallye, und dem ersten offiziellen Besichtigungstag, holten wir uns das Road-Book und notierten das Gebetsbuch - bis auf kleine Übungen zu Hause, wieder eine Premiere. Am Montag der Rallye-Woche übersiedelten wir nun endgültig mit Sack und Pack in die Steiermark und schlugen unser Quartier bei der Frühstückspension Gassner in Weng auf. Wir wurden sehr freundlich empfangen, und zwar nicht nur in unserer Pension, sondern auch von den Kindern der Nachbarschaft, die energisch Autogrammkarten verlangten, die wir natürlich sofort mit Freude verteilten, schließlich wird man nicht alle Tage wie ein Star behandelt! Dienstag und Mittwoch gingen recht entspannt mit letzten Vorbereitungen über die Bühne, schließlich hatten wir Urlaub. Auch das Stift Admont musste bei der Gelegenheit besichtigt werden. Am Donnerstag ging´s endlich weiter, Besichtigung von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr war angesagt. Wir verfeinerten und kontrollierten den Schrieb und ich ging leicht nervös, aber Alles in Allem mit einem guten Gefühl schlafen.

Am nächsten Morgen war die Aufregung ins Unermessliche gewachsen, nicht nur weil heute gestartet werden würde, sondern da auch die technische Abnahme noch bevorstand. So kurz vor dem Start konnte im Fall des Falles nicht mehr viel am Auto geändert werden. Um 8.56 Uhr war es dann soweit, wir kamen zur Abnahme, und - alles in Ordnung, nun stand einem Start nichts mehr im Wege. Danach bauten wir selbst unseren Serviceplatz in Gaishorn am See auf, ein Nachteil wenn man Fahrer und Serviceteam in einem ist, doch wenigsten hatte ich ein bisschen Ablenkung, denn die Nervosität stieg nun von Minute zu Minute. Schließlich hatten wir auch das vollbracht und nun holten wir unser Fahrzeug, einen Peugeot 106 Rallye, Gruppe N1, und fuhren damit zur Startrampe nach Rottenmann. Dort angekommen, hatten wir bereits das erste technische Problem: beim Öffnen der Beifahrertüre hing diese plötzlich schräg aus dem Auto, ein Bolzen hatte sich gelöst. Wir konnten die Panne zwar schnell beheben, doch war ich dabei nicht gerade gelassener geworden. Endlich rollten wir über die Startrampe und wurden dem Publikum als Rallye-Debütanten vorgestellt und herzlich empfangen.

Dann ging es nach einem kurzen Service zu unserer ersten Sonderprüfung!!! Die Vorbereitungszeit die Gurte und den Helm anzulegen erschien mir außergewöhnlich kurz. Mein Copilot versuchte noch immer das System mit den Zeitkarten zu durchschauen, und hatte damit, Gott sei Dank, sehr schnell Erfolg.

Nur noch wenige Minuten bis zum Start. Ich spürte förmlich wie mir das Adrenalin in die Adern schoss und versuchte vergeblich ruhig zu bleiben. Der letzte vor mir war gestartet, ich rollte zur Startlinie, die letzten 30 Sekunden wurden heruntergezählt. Ich trommelte mit den Füßen auf den Boden, mit den Händen ans Lenkrad, doch das Adrenalin wurde dadurch auch nicht abgebaut. Die letzten 10 Sekunden, die Ampel leuchtete rot auf, ich machte mich zum Start bereit, bloß jetzt nicht den Motor abwürgen, noch 5 Sekunden, die Nervosität wich Konzentration, 3, 2, 1, die Ampel sprang auf grün - Start geglückt. Unsere erste SP, bis auf einen gewaltigen Verbremser auf schmierigem Untergrund und einen Ausritt in eine Wiese verlief sie überraschend gut. Bereits mit Selbstvertrauen ausgestattet, ging´s zu SP 2, diese führte über weite Teile auf Schotter, was mir eigentlich entgegenkam, doch diesmal kam alles anders. Ich überschätzte die Slicks auf Schotter und wohl auch mich selbst. Wir hatten zwei Abflüge auf dieser Prüfung und beschädigten dabei die rechte Aufhängung, konnten jedoch weiterfahren, zwar mit deutlich reduziertem Tempo, doch wir schafften es in die Servicezone. Nun gab es schon beim ersten Service richtig was zu tun. Mittlerweile waren auch Freunde aus der Heimat eingetroffen, die uns sogleich zur Hand gingen. Der Schaden wurde festgestellt, ein verbogener Schwingarm, doch da niemand von uns Mechaniker war und das Verhalten des Wagens nicht merklich beeinträchtigt war, wechselten wir nur die ebenfalls beschädigten Reifen und fuhren die restlichen vier Prüfungen dieses Tages ohne weitere Zwischenfälle zu Ende. Zwar mit weniger Risiko, aber nicht weniger spektakulär, da ich unter dem Motto 'quer ist einfach mehr', mein frontgetriebenes Auto so oft wie möglich in den Drift zwang, wofür wir nach der Veranstaltung auch einiges an Lob erhielten. Am Ende der ersten Etappe dann das ernüchternde Ergebnis: Nur drei Autos lagen hinter uns. Allerdings waren wir nur 10 Sekunden hinter einem Golf IV TDI, und 13 Sekunden hinter einem weiteren Rallye-Debütanten auf einem Golf I GTI. Wir beschlossen, uns zumindest die beiden am nächsten Tag zu schnappen.

Am nächsten Morgen war die Nervosität nicht mehr ganz so enorm, der Nervenkitzel unmittelbar vor dem Start der Sonderprüfungen blieb. Zehn schwierige, aber auch schöne SP´s warteten nun auf uns. Der Kampf begann um 9.00 Uhr morgens. Ich versuchte nun wieder etwas mehr Risiko einzugehen, blieb jedoch vor Allem auf Asphalt weit unter dem Limit, nicht zuletzt deshalb, da meine Reifenwahl bei diesem wechselhaften Wetter nicht immer die richtige war. Doch alle Missgeschicke waren beim Befahren des Rundkurses in Hall vergessen. Eine perfekte Prüfung, sowohl für uns Fahrer, als auch für die Zuseher. Schöne Wechsel von Asphalt auf Schotter, Sprungkuppen, Schikanen, alles was das Herz des Motorsport-Fans höher schlagen lässt. Diese SP wurde insgesamt drei Mal befahren und wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben. Insgesamt verlief die zweite und letzte Etappe durchaus erfolgreich. Wir konnten uns auf Platz 38 verbessern und sechs Konkurrenten hinter uns halten, eine akzeptable Leistung mit dem schwächsten Auto im Feld.

Am Ende stand ein Gesamtsieg in der Kategorie N1, sowie 7 Punkte in der Junioren Staatsmeisterschaft auf unserem Konto, mit dem Resultat, dass ich nun völlig von diesem Sport infiziert bin, und am Montag nach der Rallye bereits für den Wintercup im Jänner und Feber 2005 genannt habe. Ich werde meine erste Rallye sicher nie vergessen und dafür sage ich meinen Sponsoren und Helfern herzlichen Dank.

Günther Jörl
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